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Rede zum Buch:
„Arbeitswelten in Bild und Wort“,
von Reinhold Sturm. September 2012
Transkribiert, ergänzt und lesbar geordnet von Werner Lang, 2012
Einleitung
Nach 1945 wurde die Arbeit, durch die Notwendigkeit des
„Wiederaufbaus“, gegenüber den Krisenjahren in der
Zwischenkriegszeit wieder aufgewertet. Unter anderem wurde sie
dabei auch romantisch dargestellt. („Wir bauen für die Zukunft“; also
Wiederaufbau als Aufopferung für eine bessere Gesellschaft.) In den
70er Jahren ist eine neue Art der Aufwertung der Arbeit festzustellen.
Die Kunst- und Kulturschaffenden entdeckten die „Arbeiterklasse“.
(Joseph Beuys: Prolet als revolutionäres Subjekt). Diese Entdeckung
trug in der Literatur zu einer Romantisierung der Arbeitswelt bei. Das
führte auch zu den verschiedensten theoretischen Begründungen für
eine neue „Arbeiterliteratur“. In Österreich ist Michael Scharang
(Charly Traktor) und all die Folgen zu nennen. (Gesellschaftskritik).
Es war der Versuch von Scharang, der von ähnlichen
Zielvorstellungen geleitet wie Erika Runge mit den Bottroper
Protokollen ausging, darauf Bedacht zu sein, reale Verhältnisse, die
schwer durchschaubar sind, von denen der Allgemeinheit ein falsches
Bild gemacht wird oder die überhaupt der allgemeinen Erfahrung
durch Manipulation vorenthalten werden, der allgemeinen Erfahrung
zuzuführen, wobei sich die literarische >Methode einerseits aus der
Struktur jener Verhältnisse< ergibt, die der Autor darstellen will,
>andererseits aus seiner Absicht, sie erfahrbar zu machen<. (Michael
Scharang, „Einer muss immer parieren“, Dokumentationen von
Arbeitern über Arbeiter, Luchterhand Verlag, 1973)
Ich habe auch den Literaten Eugen Bartmer kennengelernt. Er war wie
Werner Lang ein Arbeiter. Er schreibt aber eine andere Literatur als
z.B. ein Werner Lang oder ein Michael Scharang. Zur Ergänzung:
Scharang kommt aus einer Arbeiterfamilie, ist aber selbst kein
Arbeiter gewesen.
Auf diese Unterschiede kommt es mir aber nicht an.
Auf was es ankommt, das ist, dass Werner Lang, um den es hier
letztendlich geht, eine sehr ungewöhnliche Literatur schreibt.
Er leiht, gibt, gestaltet, wie man es auch immer formuliert, einer sehr
ungewöhnliche Dimension unseres Lebens sein Wort, dieser wollen
wir mithilfe seines Buches auf der Spur bleiben. Weil auch seine
Bilder zu den Texten hier ausgestellt sind, können wir auch von Kunst
sprechen. Wobei ich vorerst den Begriff Kunst nicht unbedingt
bemühen will. Ich will nur hinzufügen, dass der Kunstbegriff, der in
den 70er Jahren zu einer Romantisierung der Arbeiterliteratur beitrug,
in den 80er Jahren, durch die Überproduktionskrise und die darauf
folgende Automatisierung und Individualisierung des
Arbeitsprozesses, wieder abgewertet, und mit dem Geniebegriff in der
Kunst überwunden wurde. (Marcel Reich Ranicki sinngemäß: Alle,
die nicht schreiben können, geben sich als „Literaten der Arbeitswelt“
aus.) Ich weiß mittlerweile, dass diese romantische,
ökonomiegestützte Ideologie, überbewertet wurde. Hinzufügend, was
die Kategorie des Geniebegriffs betrifft, möchte ich noch hinweisen,
dass es nicht nur mit den Fähigkeiten des Künstlers etwas zu tun hat;
sondern auch mit seinen Vermarktungsfähigkeiten und damit auch mit
den Preisen, die erzielbar sind. Ob es sich jetzt um Künstler in der
bildenden Kunst, in der Musik, Bildhauerei usw. usf. handelt, das ist
mittlerweile vollkommen unerheblich. Es zählt, was der Markt
belohnt. Das ist das neue Genie, kann man sagen. Alles andere ist
jenseits des Geniebegriffs. Manche fragen sich ja gar nicht mehr, ob
sie Kunst machen, sondern es geht ihnen um die genannte Bewertung
ihrer Tätigkeit als Künstler. Es geht ihnen um den künstlerischen
Ausdruck, wenn sie das verwenden wollen. Wenn man im
Kunstsystem ist, dann ist man Künstler.
Aus dem ökonomischen Begriff abgeleitet heißt das: Wenn man Kunst
macht, ist man zwangsweise Künstler, weil man ja so gehandelt wird,
so instrumentalisiert wird, als solcher bekannt wird, als solcher so sein
Geld bekommt, usw. usf. Und in jedem System, das ökonomisiert ist,
gibt es die ganz oben mit den Milliarden und die unten mit nur ein bar
Cent, Euro usw. Und dann gibt es die, die nicht dabei sind, die aber im
Großen und Ganzen Ununterscheidbares machen. Diese Beiträge
werden im allgemein mit dem Ausdruck Graukunst bezeichnet. Dabei
handelt es sich um künstlerische Beiträge, die in der Kunst nicht
vorkommen.
Werner Lang beschäftigt sich überhaupt mit einem Thema, das
im Kunstsystem nicht vorkommt: Das sind die Leiden der Arbeitswelt.
Werner Lang schreibt von den Leiden der Arbeitswelt. Er ist wirklich
Arbeiter gewesen – jahrzehntelang –, er machte Schichtarbeit, bekam
Schmutz-Erschwernis-Gefahrenzulage, bis er, nach seinem
Arbeitsunfall, in die Frühpension gehen musste. Er hat immer schon
diese Welt, in der er lebte und die er auch leidvoll erlebte,
unterschiedlich beschrieben. Man kann sie als Artikel in
Betriebszeitungen, und auch als Literatur, wie sie im engeren Sinne
verstanden wird, in Zeitschriften und Büchern nachlesen. Die eine
Dimension in seiner Literatur ist die schwere Arbeit. Wer jemals
längere Zeit in einer Fabrik gearbeitet hat, wer in einer Verzinkerei
gearbeitet hat - das habe ich am Ende meiner Mittelschulzeit bis Ende
meiner Studienzeit hin und wieder gemacht - oder in einem Metall
verarbeitenden Betrieb gearbeitet hat, der weiß, dass die Arbeit in
diesen Betrieben (Akkordsysteme usw.) ein Tempo hat, das körperlich
erschöpft. (Erschwerniszulage). Ungeachtet von diesen körperlichen
Anstrengungen gibt es Gefahren am Arbeitsplatz, die nicht im
alltäglichen Leben vorkommen, aber jeder, der in diesem
Gefahrenbereich in den Betrieben arbeitet, ist diesem auch gleichzeitig
ausgesetzt. (Gefahrenzulage). Ich z. B. habe mich öfters in der
Verzinkerei durch Spritzer, die durch das Einsenken von Blechen in
das Säurebad entstanden sind, verbrannt. Durch die Schichtarbeit lässt
die Konzentration nach und man wird schlampert. Früher hat man
auch noch, um sich die Arbeit scheinbar zu erleichtern, dabei gesoffen
usw. Das ist heute nicht mehr so. Die Arbeitswelt hat sich massiv
verändert. Es gibt ja auch ein massives körperliches Leid, das nicht
artikulationsfähig ist. Man liest es nicht in der Zeitung. Man sieht
keinen Film darüber. Es kommt auch nicht in der Literatur vor. Auch
in der heutigen, rar gewordenen Arbeiterliteratur kommt im
Wesentlichen, wenn man z. B. die Zeitschrift „Literatur der
Arbeitswelt“ durchliest, das Arbeitsleid als Leid nicht vor. Sie
schreiben alle über die Arbeit, aber sie schreiben eigentlich nicht über
das Leid, weil das so unangenehm ist. Eine Dimension des Leides, das
bei Werner Lang vorkommt, habe ich schon beschrieben. Ich habe
auch noch ein paar andere Leidsysteme aus dem Buch von Werner
Lang entwickelt. Ich werde später noch darauf eingehen.
(Textausschnitt: Seit einem Jahr sitzt er (Stramm) immer alleine in der Ecke und
isst. Früher saß Dodo bei ihm. Stramm denkt noch manchmal an ihn: Mitten
unter der Arbeit fiel Dodo um und war tot. Gehirnschlag, stellte man später fest.
Er hätte nur mehr ein paar Tage zu arbeiten gehabt. Denn eine Woche davor
wurde er gekündigt. Zu oft im Krankenstand, war die Begründung. Einmal
erzählte Dodo, dass sein Arzt ihm gesagt hat: Wenn du stirbst, bist du selber
schuld – man geht nicht krank arbeiten. Manchmal krampften sich seine Hände
minutenlang zusammen. Wenn er sich bückte, konnte er sich nur mehr unter
Schmerzen aufrichten. Wie wohl sein richtiger Name war? Alle sagten zu ihm
„Dodo“. Ich glaube, umso schlechter du behandelt wirst, desto verkommener
bist du.
Dodo ist tot. Stramm lebt. Das steht fest.)
In den 1970er Jahren, als man die Arbeiterliteratur in ihrer Theorie
weiterentwickelte, hat man diese Literatur von oben oder von außen
betrachtet. Da ging es um zwischenmenschliche Beziehungen, die
durchaus eine Rolle spielten, aber man sah die Arbeitswelt nicht aus
der Deformation heraus. Das Problem ist ja, dass das sehr
unangenehm ist, was da der Werner Lang als zweite
Leidensgeschichte der Arbeiter beschreibt. Es ist der Verrat der
Arbeitervertreter. Das kommt in seinem Buch auch vor. Hier geht es
darum, dass man bei allen Bemühungen und Kämpfen, die man als
Arbeiter in der Fabrik halt hat, der Betriebsrat auch im Namen der
Gewerkschaft zur Aufrechterhaltung des Produktionsprozesses
eingesetzt wurde. (Arbeitsdisziplin) Laut Gewerkschaftsführung soll
ja der Arbeiter durch die Sozialpartnerschaft erfolgreich in das
Gesellschaftssystem integriert worden sein. (Daraus folgt:
Verantwortung übernehmen) Z. B. In den 50er Jahren, als es noch
Hungerstreiks gab, wurde behauptet: In einem verstaatlichten Betrieb
schadet sich der Arbeiter selbst, wenn er streikt. (U.a. nachzulesen bei:
Otto Hwaletz; Böhlau Verlag; 1991). Die Leute wehrten sich aber
trotzdem. Nicht nur, weil in den verstaatlichten Betrieben die Arbeiter
unmenschlichen Arbeitsbedingungen ausgesetzt waren, (Schichtarbeit,
Schwerarbeit, Akkordarbeit, usw.) und nach der Privatisierung die
Verschlechterungen am Einkommen der Lohnarbeiter seit 1980
spürbar und auch sichtbar zunahmen, sondern auch darum, weil der
Arbeiter in den Produktionsprozess einfach hineingestellt und diesem
angepasst wird. (Callcenter). Ich war Betriebsrat in meiner Firma und
beim Kunden Organisator für Automatisationsprozesse in
Industriebetrieben und der Verwaltung. Ich kenne die Arbeitsprozesse
ziemlich genau, aber es gilt für den Organisator der
Abstraktionsansatz. Z. B. wenn man das, was man sich anschaut, neu
oder effektiver organisiert, dann macht man sich nicht dreckig dabei,
man leidet auch nicht darunter; sondern man denkt darüber nur nach
und stellt die Menschen, - jetzt kommen wir zu einem anderen Leiden
– nur wie Schachfiguren in den Produktionsprozess, und schaut dabei,
dass das Ganze funktioniert. Das ist ein drittes Leid, das man als
Arbeiter erleidet, das ist das entfremdende Leid. Wir können es als
permanente Fremdbestimmung bezeichnen. Z. B. wenn man zu den
Stoppern oder zur Zeit-REFA Partie gehört, wenn man diese
Organisationsmethoden anwendet, dann ist der Arbeiter immer nur ein
passives Anhängsel in dieser ganzen Prozess- und Erlebniskette, und
daher kann er sich als ein Opfer bezeichnen. Natürlich erkennt der
Arbeiter, der in diesem System steckt das auch nicht mehr. Es wird ja
auch teilweise schon in Gruppen reorganisiert. („Produktion ist
typischerweise betriebsförmig als System organisiert. Die einzelnen
Arbeitsfunktionen sind durch Plan festgelegt. Die Arbeit erfolgt also
nicht als „freie Selbsttätigkeit“, sondern als möglichst exakter Vollzug
vor- und fremdgeplanter Funktionen.“ Freyer 1960, S. 307)
(Krankenschwester im Krankenhaus Linz, Werkstatt Blatt Interview
mit Gabi Spiegl Auszug: Aktuell haben wir das Projekt VIB: Venflon,
Injektion und Blutabnahme. Eine Praktikantin läuft ständig mit einer
Stoppuhr herum: Ziel ist es herauszufinden, ob diese Umschichtung
ohne Personalaufstockung möglich ist.). In einer modernen
Organisation, mit einem kontinuierlichen Verbesserungswesen und
moderner Arbeitsorganisation und technischer EDV-Unterstützung
des Arbeitsprozesses, geht man, als Lohnarbeiter darin, für die
meistens nicht mehr greifbaren oder erkennbaren Eigentümer des
Betriebes, unter oder auf. Die rein militante und streng hierarchische
Organisiertheit, die in den 70er- 80er Jahren noch typisch war, ist
heute untypisch für die flexible Fertigung. Was heute neu ist, oder
umgekehrt, was seinerzeit noch auf alle Fälle vorhanden war, das ist
der enorme Dreck, der in der Fabrik herrschte. (Schmutzzulage).
Heute kann man in den Fertigungsfabriken sprichwörtlich auf dem
Boden essen. Bei BMW, Steyr z. B. gibt es keine Ölverschmutzung
oder Dreck mehr. Da können die Leute mit einem weißen Mantel
arbeiten. Das hängt damit zusammen, dass durch die Qualitätszentren,
z. B. das 0 Fehler Thema aufgebracht wurde. Das erfordert eine ganz
andere Herangehensweise und Disziplinierung des Arbeiters. Das
heißt, was auch noch ein Leid ist, das ist dieser gigantische Zwang zur
Selbstdisziplinierung. Früher, wenn man in „da Hocken“ war, hat man
Zeit zur Erholung herausschinden können, indem man eine kleine
Betrügerei machte und vielleicht einmal die Maschine zum Stillstand
brachte, irgendein Werkzeug abriss oder was auch immer. Das hat
einem geholfen. So etwas kann man heute nicht mehr machen. Wenn
man das heute in der Fabrik, in der man rundherum beobachtet wird,
macht, wird das sofort geahndet. Der Whistleblower wird das dem
nächsten Meister, Vorarbeitertypen, Manager, Mittelmanagertypus,
oder wie man sie auch immer neu umbenennt, mitteilen, dass da
irgendwer einen Scheiß gebaut hat. Es ist ja auch nicht immer so
gewesen. Es gibt viele Dimensionen eines Prozesses, die in einer
Anzahl vorhanden sind, die man ja auch nicht wahrnimmt. Wer nimmt
wahr, wie viele Menschen im materiellen Prozess wirklich produktiv
sind, sei es jetzt vom Mistkübelausleerer bis zum Produzenten von
Brot, sag ich jetzt einmal. Das sind ja lauter Dimensionen der Arbeit,
die, wenn sie grundsätzlich nicht anstrengend wären, erst durch das
gesellschaftlich herrschende System anstrengend gemacht werden.
(Soviel wie möglich in kürzester Zeit herausholen.)
(Textausschnitt: Die Fabrikhallen sind hoch und graumatt. Wenn es regnet,
sickert Wasser durch die Dächer. Ansonsten ist es kalt. Für das Werkzeug, die
Monturen und Arbeitsschuhe, die er bekommen hat, hat er unterschreiben
müssen. Das heißt: sie gehören nicht ihm. Er besitzt nichts und das wird auch so
bleiben, denn sein Lohn ist niedrig.
Nach sieben Uhr muss er vom BL über die bevorstehende Arbeit verständigt und
auf seinem zugewiesenen Platz sein. Ansonsten wird es als unentschuldigtes
Fernbleiben ausgelegt und das kann die fristlose Kündigung bedeuten.
Er weiß nicht, was BL heißt, aber er weiß, wer BL ist. Das genügt Stramm.
Vom BL wird alles erstellt, geprüft und freigegeben. Auch Stramm.)
Bei der digitalen Überwachung und Selbstorganisation, wie wir es
auch nennen wollen, geht es auch darum, die Fehlerquote zu senken,
aber für den Arbeiter geht es in erster Linie um das damit verbundene
Einkommen. (Gruppenentlohnung, Prämiensysteme, usw.). So dass
sich die Leute untereinander regulieren. Das ist ja mittlerweile die
Idee dahinter. Diese Idee kommt in den 80er Jahren auf, wird groß in
den kontinuierlichen Verbesserungswesen mit der Gruppe und der
neuen EDV, wo man in den oberen Etagen (Betriebsleitung,
technisches Büro, usw.) nicht mehr die vielen Meister und die Dichte
der vielen Angestellten haben muss. In den 70er Jahren gab es bis zu
30%-70% Angestellte in der Industrie. Es gab für die gigantische
Anzahl von Arbeitsteiligkeit und Zerlegung der Arbeit alle möglichen
Angestellten, die irgendwas geschrieben haben, Zettel verwaltet
haben, usw. usf. Das gibt es heute nicht mehr. Die
Produktionsprozesse und auch die Geschwindigkeit und die Fehler,
die dabei auftreten, werden elektronisch erfasst. Es gibt heute nur
mehr wenige Leute, die diesen üblichen Angestelltentypus im
Arbeitsprozess noch haben. Im Großen und Ganzen gibt es aber die
Arbeiter, die auch heute noch so wie früher arbeiten. Nur die Sprache
hat sich verändert.
(Textausschnitt: Ende
Das ist wieder eine Sensation: Flick eröffnet in Österreich heuer noch
insgesamt 25 neue Filialen und schafft dadurch wieder 45o Arbeitsplätze.
Damit ist Flick seinen Kunden noch ein Stückchen näher und ermöglicht
einen noch kürzeren Weg zum Einkauf. Und mit Ihrem Einkauf leisten auch
Sie einen kleinen Beitrag zur Arbeitsplatzerhaltung. Das ist doch ein gutes
Gefühl oder?)
Die Ökonomisierung der Sprache verschleiert das Arbeitsleid.
Natürlich geht es in der Ökonomie um die Abstraktion und das
konkrete Objekt kommt nicht vor. So ist es auch deutlich leichter
kommunizierbar. Das ist ja auch genau genommen das Neue in den
letzten 20 Jahren, dass die Sprache in der Ökonomie sich derart
versachlicht hat und entpersonalisiert hat, sodass sie auch nicht mehr
politisch wirkt. Früher hat man noch in den Betrieben mit der
konkreten Arbeitssituation als Betriebsrat agieren können. Heute kann
man höchstens als Experte agieren. Daher sind auch sehr viele
Betriebsräte auf das betriebswirtschaftliche Denken ausgerichtet
worden. (Reduzierung des Menschen auf das ökonomische Denken).
Ich war im Aufsichtsrat bei Siemens AG als Betriebsrat. Da sitzen dir
Experten gegenüber und da kann man nur als Experte agieren. Den
Kollegen in den Betrieben sitzen auch immer wieder Experten in
Form von Vorgesetzten gegenüber, die diese eine Sprache sprechen.
Diese Sprache ist die Sprache der Betriebswirtschaft und die Sprache
der Ökonomie, die völlig entpolitisiert ist. Die Verbindung ist sehr
schwer herzustellen. Das wäre die Aufgabe der Betriebsräte, die sich
dem häufig nicht stellen; nämlich weil da die Betriebswirtschaft
infrage gestellt wird. Es gilt, die automatisch angenommenen
Sachgesetze infrage zu stellen. Das war lange Zeit meine Aufgabe
dort. Das ist nicht sehr beliebt bei den jüngeren Mitarbeitern, weil sie
eben diese Arbeitsleiderfahrung nicht haben, auch wenn sie sie real
erleben. Meine Erfahrung ist, auch im Bereich der EDV und anderen
Arbeitsprozessen, dass die Leute ihre eigenen Leiderfahrungen nicht
artikulieren. Sie wollen es nicht mehr mitteilen. Sie wollen nicht
darüber reden, sondern sie brechen körperlich zusammen. Burnout,
Herzinfarkt oder was immer. Das hat mit der Arbeit nichts zu tun,
macht man sich vor, sondern es muss mit dem eigenen Fehlverhalten
oder etwas anderem zu tun haben. Das wird auch so im Buch von
Werner Lang beschrieben.
(Textausschnitt: Zum Beispiel stand ein Walzer mit seiner Walzzange zu nahe
neben einem gezogenen fehlerhaften Walzstab, das heißt, der Stabstahl war auf
der Seite aufgerissen, so konnte es passieren, dass dieser Walzstab dem Walzer
den Bauch aufriss. Wenn das passierte, ging alles ganz schnell. Die Gedärme
wurden dem Walzer vom nächsten Hilfsbereiten in den Bauch reingedrückt und
solange zugehalten bis die Rettung kam. Das Blut wurde, wegen Rutschgefahr
weggewaschen, und die Arbeit wieder aufgenommen. Der Produktionsablauf
konnte so meistens ohne Verlust aufrechterhalten werden“.)
Als Leidfaktor wird bei Werner Lang auch die Entsolidarisierung
benannt. In den 80er Jahren, als ich auch schon
Betriebsratsobmannstellvertreter war, war das Problem mit der
Gewerkschaft der GPA einigermaßen solidarische Aktionen,
Betriebsversammlungen abzuhalten, z. B. wo auch der Hader als
Kabarettist aufgetreten ist. So etwas ist heute nicht mehr möglich. Die
Leute sind so entfremdet und individualisiert, dass sie sich nicht mehr
zur Betriebsratsfeier ins Schweizerhaus zu kommen trauen. Sie haben
Angst, dass sie als Freund des Betriebsrats gelten.
Mir geht es jetzt nicht darum diese Situation soziologisch oder
politisch zu analysieren, sondern mir geht es um die Literatur von
Werner Lang. Die soziologische und politische Grundlage, die er in
seinem Buch verwendet, entspringt ja aus seiner Arbeitswelt. Mir geht
es darum, dass das ein seltener Fall ist, dass das Arbeitsleid literarisch
artikuliert wird, dass jemand den Versuch unternimmt, das auf Text zu
bringen. In der Soziologie oder kritischen Ökonomie gibt es ja immer
wieder den Versuch, über Arbeitsleid usw. usf. zu schreiben. Aber das
ist kein literarischer Text. Und nicht als solcher zu lesen. Der Werner
Lang hat in diesem Buch, um das geht es ja letztlich, den Versuch
unternommen diese Dimension, die nach meiner Auffassung, in der
Welt verborgen ist, literarisch und auch bildlich zu artikulieren. Es ist
so, und das ist bei Werner Lang zwischen den Zeilen auch
nachzulesen, dass in unserer Gesellschaft der materielle Arbeiter
abgewertet wird. Es war schon einmal – bis in die 20er Jahre in der
Zwischenkriegszeit und ganz kurz nach dem 2. Weltkrieg, auch Ende
der 60er- bis Anfang der 80er Jahre – da wurde die materielle Arbeit
durchaus romantisch heroisiert. Und es gab Literaten, die der Meinung
waren, die Verbindung zwischen Intellektuellen und Arbeiterschaft
sollte man pflegen. In Italien z. B. war das in dieser Zeit ganz groß. In
Österreich waren das nur ganz zaghafte Versuche. Turrini, Scharang
und ein paar andere. Mitte der 80er Jahre hat sich die Ideologie so
weit geändert, dass Arbeiter sein mittlerweile eine Schande ist.
Schwerarbeit, das ist ein Pech. Das war Unglück, darüber spricht man
nicht. Auch der Angestellte, wenn er Schichtarbeit ausgesetzt ist, z. B.
Schichtbetrieb im Spital usw. usf., leidet darunter. Auch dann, wenn
man nicht mehr schlafen kann und mit 45 ausgebrannt ist, kommt man
nicht mehr auf den Gedanken, dass man wie ein Schlachttier in einer
Tierfabrik verwertet wurde. Eine Verwandte von mir ist mit 48 mit
Burnout als Krankenschwester in die Frührente gegangen. Das heißt,
die ist kaputt. Das ist heute im Arbeitsprozess so, und wenn man
kaputt ist, traut sich das keiner mehr artikulieren, außer als
Individuum zu sich selber. Früher hat es noch Institutionen gegeben,
wo das artikuliert wurde und man/frau in den Betrieben usw. dagegen
aufgestanden wäre. Das hat sich ab den 80er Jahren geändert. Um
diese Zeit herum gab es massive Veränderungen in der materiellen
Produktion. Nach den Veränderungen des Arbeitsprozesses zählten
die Arbeiter, die dort noch beschäftigt waren und sind, nichts mehr.
Die zählen einfach nicht. Wenn der noch so gut oder fleißig ist,
gescheit ist, noch so viel leistet, dann zählt das bestenfalls in diesem
kleinen betrieblichen Zusammenhang. Was zählt ist die
Konsumfähigkeit. Wo immer er oder sie das Geld, große Autos, neue
Kleider, große Wohnung herhat, die Konsumfähigkeit wird
wahrgenommen und positiv bewertet und immer mehr positiv
beurteilt, aber die Arbeitsfähigkeit wird eher versteckt und
zurückgedrängt und insbesondere der negative Aspekt des Leides wird
verdrängt. Um bei der Literatur zu bleiben, Werner Langs Reaktion
darauf ist, das gegen den Mainstream zu artikulieren. Auch als und im
Theater gibt es das Arbeitsleid als Leid nicht zu sehen, oder wird nicht
gespielt, denn in den Theaterstücken von Werner Lang kommt das
Arbeitsleid vor.
(Textausschnitt: Mann im Rollstuhl:
Manchmal, wenn ich in der Früh aufwache, denke ich mir: Ich gehöre nicht
hierher, obwohl ich in diesem Ort schon vierzig Jahre lang lebe. ... Nun wo wir
endlich alleine sind in der Pension, haben sie uns alle verlassen. Das hat auch
was Gutes. Jetzt brauche ich keinen mehr kennen.
Den Franzi haben sie auch geholt. Weiß du noch, ich habe nur etwas
unterschreiben brauchen. Früher ging das nicht so schnell. Wohin haben sie in
gebracht, Resi?
... Sieh nur, die Sonne. Wie Spinnfäden hängen ihre Strahlen in der Luft.
Manchmal kommen auch Vögel an unser Fenster. Einmal saß ein Vogel im
Zimmer. Ich weiß nicht mehr, woher er kam. Das Fenster war zu. Er flog mit
dem Kopf an die Fensterscheibe. Immer und immer wieder, bis er tot war. Ich
sah ihm zu und dachte mir: Ein fleißiger Vogel
... War das vor unseren Kindern oder nachher?)
Auch bei den Jelinekstücken gibt es die Welt des Arbeitsleids genau
genommen nicht. Bei Elfriede Jelinek hat es alle möglichen Leiden
gegeben, aber das Arbeitsleid, als Erlittenes, hat es nicht gegeben.
Auch bei anderen großen Literaten gibt es das erlittene Arbeitsleid
nicht. Bei der Jelinek kommt das Leid schwerpunktmäßig in einer
anderen Dimension vor. Z. B. ein vom Faschismus erlittenes Leid.
Das ist ein zusätzliches Leid, das auch eine Rolle bei Werner Lang
spielt. In seinem Buch wird auch der Faschismus als erlittenes Leid
behandelt. Es ist überhaupt ein zusätzliches Leid der Arbeiterklasse.
Die Arbeiterklasse ist ja – da sie sich einerseits enttäuscht durch das
wirtschafts- und sozialpolitische Versagen der Sozialdemokratie, von
ihr abwendet, und auch andererseits dadurch ihr immer unterstellt
worden ist, dass sie Faschismen zuneigen würde - doppelt betroffen.
(z. B. Eintrag auf der ÖGB-Web-Page: „Das Kaputtsparen, das
Zusammenstreichen von Sozialsystemen quer durch Europa, hat die
Krise noch verstärkt.“ Am selben Tag stimmen alle ÖGB-Vertreter im
Nationalrat für den EU-Fiskalpakt, der genau dieses Kaputtsparen und
Zusammenstreichen von Sozialsystemen in Zement gießt.). Wer die
Geschichte der Arbeiterbewegung kennt, dann muss man die oft
behauptete profaschistische Haltung der Arbeiter bestreiten. Es gab
einen ganz massiven Kampf der Arbeiter und Gewerkschaften gegen
die Machtergreifung des Faschismus in Österreich, der offensichtlich
nicht bekannt ist. Es wird ja auch nicht unterrichtet. Das gibt es heute
nicht. Es gibt die Geschichte der Arbeiterklasse und ihrem
antifaschistischen Kampf auch nicht in Spanien, nicht in
Griechenland. Die gesamte jetzige Krise ist ja auch die Krise der
postfaschistischen Staaten, Griechenland, Portugal, Spanien. Italien
weniger. Aber die anderen sind bis 1980 Diktaturen gewesen. Das ist
einer der wichtigsten Punkte, die heute vergessen worden sind. Diese
Arbeiterklasse, die dort überall existierte, hat ja dort im Kampf gegen
den Faschismus auch massiv verloren. Sogar der Standard schreibt,
dass es darum geht, die Löhne in diesen Ländern bis auf nichts zu
kürzen. Dieser Vorschlag zur Lohnsenkung kam aus England und
Deutschland. Die Vorschläge um Arbeitsrechtsveränderungen in
diesen oben genanten Ländern kam auch von der Frau Merkel. Diese
Maßnahmen bewirken Veränderungen, die ganz massiv in die
Lebensumstände der ökonomischen Verhältnisse, vor allem in die
Arbeitsverhältnisse in diesen Ländern eingreifen. Sie greifen aber
nicht in die 40% der Oberschicht, denen es einigermaßen gut geht im
Staat, ein. Diese 40% werden auch als Stimmungsparameter für die
Mehrheit in einem Land herangezogen. Das ist in der ganzen Welt zu
beobachten. Bei den durchgeführten Untersuchungen geht es nicht
darum, weil man am Elend interessiert ist; sondern politisch
interessiert ist, weil die jeweiligen politischen Parteien sich an den
Stimmungen im Land orientieren. In den USA wurden die
Mittelschichtangehörigen als die meinungsbestimmenden Gruppen
angesehen. In vielen Studien wurden Arbeiter daher nicht befragt.
(Kern H., „Empirische Sozialforschung“: Ursprünge, Ansätze,
Entwicklungslinien, München 1982, S.162)
Ein paar Beispiele, um einiges besser verständlich zu machen:
Ford war gegen die Gewerkschaft. Adolf Hitler hat ein Porträt von
Ford in seiner Reichskanzlei in Berlin an der Wand hängen gehabt,
weil Ford Antisemit und Antigewerkschaftler war. IBM hat über eine
eigene Firma im Dt. Reich bis in die 40-er Jahre die entsprechende
Software hergestellt, um die Informationen zur jüdischen Vernichtung
zu automatisieren, usw. Diese Zusammenhänge werden ja nicht
hergezeigt. Die Zielsetzung Hitlers, seine weitreichenden Expansionsund
Weltherrschaftspläne, entsprach auch voll und ganz der
eingesessenen Oligarchie. (Siehe: Theodor Prager, Wirtschaftswunder
oder keines? 1963)
Dass sich der Faschismus politisch durchsetzten konnte, wurde ja auch
schon mit dem wirtschafts- und sozialpolitischen Versagen der
demokratischen Staaten mehrmals gesellschaftswissenschaftlich
erklärt. (siehe: Heimann, Freedom and Order, 1947)
(Textausschnitt: Achtundvierzig spricht starr vor sich hin:
Es gibt auch Zeiten, wo das Geld verschwindet von den Straßen, überall
Verschuldung herrscht und der Nächste schuldig gesprochen wird. Dann,
fürchte ich, führt mein Weg wieder – über den Nesselweg – zur Arche zurück.
Denn meine Arche heißt in diesen Zeiten überall „Hartheim.“)
Ich spreche vom Begriff Faschismus und nicht nur von der extremsten
Ausformung des Faschismus, der sich Nationalsozialismus nannte.
Nationalsozialismus ist ein demagogischer Begriff. Was von diesen
oben genannten faschistischen Staaten blieb, ist der aufgeblähte
Militär- und Polizeiapparat, der nie reformiert wurde und natürlich die
aufgeblähte Bürokratie. Das sind die entscheidenden Faktoren, warum
man in diesen Ländern zu keiner demokratischen Kultur und
Arbeiterkultur findet, und darum auch in Zeiten einer Wirtschaftskrise
alle Lasten auf die Arbeiterklasse übertragen kann. Gleichzeitig hat
Deutschland und das muss man ja auch sehen, wiederum zu einer
imperialistischen Politik, die die Nazis eingeführt haben,
zurückgefunden. Die deutsche Großindustrie zählt zu den Mächtigsten
Europas, weltweit. Die Konzerne wie Daimler, VW, Bayer, BASAF,
Thyssen-Krupp, E.ON, REW, Hochtief formulieren einen politischen
Willen und die Frau Merkel marschiert. Der Vorsitzende des
Bundestages der Deutschen Industrie in einem „Exekutiv-Letter Hans
Peter Keitel formuliert sinngemäß: ESM und Fiskalpakt sind wichtig,
aber zu wenig. Es gelte nun „die Chancen der Krisen“ zu nutzen, um
die „Übertragung weiterer nationaler wirtschaft- und finanzpolitischer
Kompetenzen auf die europäische Ebene“ zu erzwingen. (25. 06.
2012). Diese Politik wird von der Frau Merkel unter der Bezeichnung
Krisenbekämpfung durchgezogen. Das schaut in Italien z. B. so aus,
dass man einfach Löhne senkt. In den USA hat es 1933 zur
Krisenbekämpfung den New Deal gegeben. Sie beinhaltete auch eine
Lohnerhöhung. Eine Einführung von Mindestlöhnen, Schaffung und
Ausbau sozialer Einrichtungen, Subventionen für bedürftige Farmer
und Ermutigung der gewerkschaftlichen Organisierung der Arbeiter.
Kein Wunder, dass die Oligarchen das „Vertrauen verloren“ und alles
taten, um „diesen Kerl“ Roosevelt zu Fall zu bringen. (Theodor
Prager, „Wirtschaftswunder oder keines?, Europa-Verlag, 1963).
Hätte man in Italien oder Spanien keine faschistische, sondern eine
demokratische Geschichte gehabt, dann hätten sie für die Arbeiter
irgend etwa gemacht. Aber weil sie eine menschenverachtende
Geschichte haben, ist es vollkommen klar, dass sie das Volk
aushungern. Und in Griechenland: Wenn man das sich vorstellt, dass
die Pensionen um 50% gekürzt wurden, dass die Staatsgehälter auch
um 50% gekürzt wurden, aber das Militär ist nicht gekürzt worden.
Die Armut in Griechenland ist exorbitant gestiegen. Auch in
Deutschland gibt es eine gigantische Steigerung von “Working Poor“.
Das sind Leute, die arbeiten und arm sind. Das ist ein Zeichen einer
ganz spezifischen Entwicklung. Der Gründer, der Attac schreibt:
Bewegen wir uns in eine rechte Diktatur Europa?
Wer leidet wirklich? Es leiden, das sag ich einmal, nicht die obersten
30%-40%. Denen geht es nicht schlecht. In den USA hat die Firma
Obama und seine Vorgänger schon etwas weitergebracht. Es geht ja
auch weiter. Bei uns sind die Glücksfaktoren hoch, weil es vielen
noch gut geht, sie auf Reserven leben können und ihre Kinder
ernähren, auch wenn sie „Hackenstad“ sind usw. In den anderen
Ländern geht das zu Ende. In einer gewissen Zeit ist es aus, ist das
Vermögen verbraucht. In England z. B. ist es mittlerweile so, damit
jemand Krankenschwester werden will, müssen die 1000-ende Pfund
Schulden anhäufen damit sie die Krankenschwesterschule machen
können. Das ist dort üblich. Das ist in den USA genauso und das wird
bei uns diskutiert. Die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen wurde
dort extrem teuer gemacht. Die Gefahr ist ja, dass in anderen
europäischen Staaten, die noch ein bisschen ein sozialdemokratisches
System (wenn man das so nennen darf?) haben, sich auch dieses
System durchsetzt, wie z. B. in Italien. Bei all dem ist es wichtig, dass
einem das physische und psychische Leid wieder gesellschaftlich
bewusst wird, sonst folgt statt eines Widerstandes der
Zusammenbruch. Dazu kann das Buch „Arbeitswelten in Bild und
Wort“ von Werner Lang beitragen.
(Textausscnitt: In den Augen der Sprachgewaltigen / müssen Opfer gebracht
werden / Schulden auf sich genommen werden / damit sich wenige ihr Vermögen
anhäufen können / Billionen Dollar / die nicht mehr in die warenproduzierende
Wirtschaft investiert werden / sondern in der Welt herumvagabundieren /
müssen hereingebracht werden / durch Opferbringung / damit das so bleibt /
bist jetzt du an der Reihe / Kollege / sieh dich als Opfer / du wirst nicht das
letzte sein / auch wenn dein Name nicht ausgesprochen wird /findest du dich
unter Kostenfaktor wieder / denn die wissen besser / wer du bist / eine
betriebswirtschaftliche Abschreibung / bestenfalls eine Maschinenverlängerung
mit menschlichem Antlitz / was noch bleibt wird verlagert, erneuert, verbilligt
und gewinngarantiert abgesichert.)
(Leidsysteme in unserer Gesellschaft, die von Werner Lang literarisch
in seinem Buch: „Arbeitswelten in Bild und Wort“, bewusst
gesellschaftspolitisch, aus der Deformation der zwischenmenschlichen
Beziehungen heraus, die bei unmenschlichen Arbeitsbedingungen
entstehen, aufgearbeitet werden.)
Die Textausschnitte sind aus dem Buch „Arbeitswelten in Bild und
Wort“ geschrieben von Werner Lang entnommen.